Die Radio und Presseberichte 2006 in der Übersicht: (Bitte anklicken!)

2003

2004

 
Aufklärung und Prävention
Witwer gibt Rat nach Behandlungsfehlern
Kommunaler Schadensausgleich - Gnadenlos kompromisslos
Geoffrey ist tot!
Der kleine Geoffrey hat seinen Kampf verloren
 

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Quelle: Tageszeitung Freies Wort vom 23.02.2006 von Frau Beate Kiesewalter-Henkel

DREI FRAGEN AN - Aufklärung und Prävention

ELMAR KORDES Arbeitskreis Medizingeschädigter in Oberhof

Der Wahl-Oberhofer Elmar Kordes ist Vorstandsmitglied und Sprecher des Arbeitskreises Medizingeschädigter (AKMG). Der 1995 gegründete Bundesverband hat deutschlandweit rund 480 Mitglieder und versteht sich als Interessenvertreter von Menschen, die durch medizinische Behandlungsfehler geschädigt wurden. Beate Kiesewalter-Henkel war darüber mit Elmar Kordes im Gespräch.

Welche Aufgaben und Ziele verfolgt der AKMG?

Elmar Kordes: Für uns stehen Prävention und Aufklärung an erster Stelle. Wir wollen kostenlose Hilfestellung für Betroffene geben, die Opfer einer Fehlbehandlung geworden sind. Vor allem aber will der AKMG mit seiner Arbeit dazu beitragen, dass Behandlungsfehler durch eine bessere Information der Patienten vermieden werden. Dabei geht es uns
keineswegs darum, die Ärzteschaft schlecht zu reden. Im Gegenteil. Der Verein arbeitet mit vielen Medizinern eng zusammen. Neben meinem Wirken im Arbeitskreis habe ich gemeinsam mit einem Partner vor Jahren ein Privates Netzwerk Medizingeschädigter ins Leben gerufen, das vor allem für den Erfahrungsaustausch Betroffener enorm wichtig ist. Jeder wird schließlich auf seinem Themengebiet zum Experten.

Woher rührt ihr Engagement für Betroffene?

Elmar Kordes: Meine Frau Anja starb mit 36 Jahren durch eine Fehlbehandlung. Vorausgegangen war eine Toxoplasmose-Infektion in der Schwangerschaft. Die Arbeit für das Private Netzwerk und für den Arbeitskreis gibt mir das gute Gefühl, anderen Betroffenen zu helfen.
Ich habe meinen Schmerz damit zu verarbeiten gelernt. Nur ein Beispiel:
Eine Frau hatte bereits mehrere Jahre um ihre berechtigten Ansprüche nach einer Fehlbehandlung beim Kommunalen Schadensausgleich gekämpft. Durch unsere Zusammenarbeit mit den verschiedensten Fernsehredaktionen wurde in einer Wiso-Sendung im ZDF der Fall veröffentlicht, gleichzeitig beantwortete ich Fragen Betroffener am Expertentelefon.
Durch diese Unterstützung wurde der Behandlungsfehler anerkannt und die Betroffene erhielt die entsprechende finanzielle Entschädigung.

Wie können Sie Betroffenen ganz konkret helfen?

Elmar Kordes: Wenn Betroffene zu uns Kontakt aufnehmen - per Telefon oder oft auch übers Internet - dann bieten wir zunächst unseren kleinen kostenlosen Ratgeber an. Er wurde vom Privaten Netzwerk zusammengestellt und ist gespickt mit unseren eigenen Erfahrungen. Auf 29 Seiten geben wir vor allem Hinweise, was im Falle eines Behandlungsfehlers zu tun ist
- beispielsweise sofort die Patientenakte anfordern. Das steht imÜbrigen jedem Patienten zu; dieses Recht ist in der Berufsordnung derÄrzte verankert. Außerdem geben im Patientenbüro des AKMG in Isny im Allgäu jeden letzten Donnerstag im Monat von 15 bis 18 Uhr Patientenanwälte Betroffenen kostenlos Auskunft. Jeden Dienstag findet zusätzlich eine Zahnarzt-Fragestunde von 9 bis 10 Uhr statt, ebenfalls kostenlos.

www.akmg.de (Arbeitskreis)

www.geoffrey-mike.de (Privates Netzwerk Medizingeschädigter)



Quelle: Tageszeitung Freies Wort vom 10.10.2006

Witwer gibt Rat nach Behandlungsfehlern

OBERHOF  AM Dienstag jährt sich der Todestag von Anja Kordes aus Oberhof zum sechsten Mal. Die damals 36-Jährige wurde Opfer eines ärztlichen Behandlungsfehlers. Der Witwer, Elmar Kordes aus Oberhof, hat das Kämpfen gelernt. Nach dem Tode seiner Frau hat er ein Buch über ihre lange Leidensgeschichte geschrieben und engagiert sich seither auch ehrenamtlich für die Belange Betroffener.

Einem Vermächtnis gleich hat er das Private Netzwerk Medizingeschädigter (www.geoffrey-mike.de) ins Leben gerufen und ist Vorstandsmitglied im Arbeitskreis Medizingeschädigter, Bundesverband. Täglich erreichen Elmar Kordes Schreiben von Menschen, die Rat suchen, weil ein Angehöriger durch Ärztepfusch schwer an der Gesundheit geschädigt wurde oder gar den Tod fand. Gerade der Austausch Betroffener, die nicht wissen, an wen sie sich wenden sollen und wie sie im Falle eines Behandlungsfehlers vorzugehen haben, ist der Rat von Elmar Kordes von unschätzbarem Wert. Auf den Internetseiten erhalten Hilfesuchende kostenlos Rat. (it)




Politik
KOMMUNALER SCHADENSAUSGLEICH

Gnadenlos kompromisslos

Wer jemals in die Verlegenheit kommt, gegen ein kommunales Krankenhaus klagen zu müssen, hat schlechte Karten. Während Private Haftpflichtversicherungen meist außergerichtliche Lösungen anstreben, agieren die Anwälte der über den Kommunalen Schadensausgleich (KSA) abgesicherten Krankenhäuser knallhart und unnachgiebig.

Der Berliner Anwalt für Medizinrecht Frank Teipel hat Dutzende Fälle auf dem Tisch, bei denen der KSA Gegner ist. Es laufe immer auf dasselbe hinaus, sagt er: „Währenddessen man mit anderen Versicherern häufig eine vernünftige außergerichtliche Lösung erzielen kann, reden wir beim KSA gegen eine Wand.
Der Verband zwingt uns als Patientenanwälte vor die Gerichte zu ziehen, selbst wenn die Haftungsfrage zu Lasten des Versicherungsnehmers durch Behandlungsunterlagen und entsprechender Vorbegutachtungen geklärt scheint.“ Selbst bei Restzweifeln in Größenordnungen von wenigen Prozenten lasse sich der KSA quer durch die Instanzen verklagen.
Es seien sogar Fälle bekannt, in denen das Verschulden der Ärzte und damit die Haftung bereits durch ein Gerichtsurteil festgestellt wurde. Dennoch müssten Kosten zum Beispiel für den behindertengerechten Umbau des Hauses in Folgeprozessen erstritten werden. Als Beispiel nennt Teipel den Fall eines siebenjährigen Jungen, der durch ein in der Klinik nicht beachtetes akutes Zuckerkoma schwerstbehindert ist. 500.000 Euro hat das Kammergericht als Schmerzensgeld anerkannt. Der Pflegemehrbedarf in einer Größenordnung von bis zu zwei Millionen Euro wird jetzt gerichtlich geklärt.

Gudrun Berger, Leiterin des Fachreferats Medizinrecht der Techniker Krankenkasse (TK) bestätigt die Praxis langwieriger Prozesse und Nichtanerkennung von Gutachten durch den KSA. Seit 30 Jahren arbeite sie in der Abteilung und seit 30 Jahren sei es das gleiche Vorgehen, ganz gleich, ob es sich um die Sache an sich oder um etwaige Folgeschäden handelt, sagt sie. Gesetzliche Krankenkassen dürfen bei Behandlungsfehlern ihre Versicherten nicht vor Gericht vertreten. Die TK versucht jedoch in besonders schweren Fällen, Ersatzansprüche geltend zu machen, bevor der Patient klagt. „Das ist eine große Erleichterung für die Betroffenen, denn wird in unseren Verfahren der Behandlungsfehler festgestellt, müssen Betroffene nur noch um die Höhe der Entschädigungssumme streiten“. Derzeit gibt es zwischen der TK und dem KSA bundesweit 95 laufende Verfahren zu Behandlungsfehlern mit bereits knapp 64.000 Euro Kosten für von der TK beauftragte Sachverständige. Allein beim KSA für die neuen Bundesländer sind 61 Fälle anhängig. Als Spitze des Eisbergs bezeichnet Berger einen ungeklärten Geburtsschaden aus dem Jahr 1992, bei dem die Krankenkasse bislang 22 Gutachten erstellen ließ, die vom Prozessgegner allesamt abgelehnt wurden. Heike Weinert von der TK – Landesvertretung Berlin und Brandenburg spricht von „methodisch völlig unsinnigen Argumenten“ seitens der KSA Vertreter. Es würden zum Beispiel gesundheitliche Leiden ins Gespräch gebracht, die mit
dem Schaden gar nichts zu tun haben oder Zukunftsprognosen angefordert, obwohl diese für zurückliegende Kosten völlig unerheblich sind.

Elmar Kordes hat als Vertreter des bundesweit agierenden Arbeitskreises Medizingeschädigter e.V. unzählige Verhandlungen erlebt.
Er beschreibt das Auftreten einzelner Rechtsvertreter des KSA vor Gericht als „aalglatt“. Er vermutet, dass der KSA diese „knallharten“ Anwälte gezielt auswählt, um Opfern Angst zu machen. Der KSA spiele zudem offensichtlich auf Zeit, damit den Geschädigten die Kraft und das Geld ausgeht, um bis zuletzt für ihr Recht zu kämpfen. Rüdiger Holtz hat ausreichend Kraft und als mittelständiger Unternehmer auch die finanziellen Mittel um durchzuhalten. Seit 1996 kämpft er für sein seit der Geburt schwerstbehindertes und inzwischen verstorbenes Kind. Obwohl die Schlichtungsstelle für Arzthaftungsfragen in Hannover ein Organisationsverschulden der Klinik eindeutig anerkannte, gab es bis 2004 keine Einigung mit dem für Bremen zuständigen
Haftpflichtschadenausgleich der deutschen Großstädte (HADG), dann wurde Schmerzensgeld gezahlt. Der Streit um 110.000 Euro unter anderem für Pflegemehrbedarf und Apothekenrechnungen dauert jedoch noch an. Holtz ist empört über die Blockadehaltung und fordert inzwischen von Politikern mehr Aufmerksamkeit für den kommunalen Schadensausgleich.
„Es ist wohl einmal an der Zeit, dass man nach weiteren Fällen öffentlich forscht und grundsätzlich über eine Kontrolle der kommunalen Versicherer nachdenkt“.
Und tatsächlich, der kommunale Schadensausgleich steht im Gegensatz zu gesetzlichen oder privaten Krankenversichern sowie privaten Haftpflichtversicherungen unter keiner gesetzlichen Aufsicht. Lediglich indirekt erfolgt eine Kontrolle, dann nämlich, wenn die Haushalte der Versicherten geprüft werden. Genau genommen handelt es sich beim Schadensausgleich auch
nicht um eine echte Versicherung nach Pflichtversicherungsgesetzen, sondern um einen freiwilligen Selbstversicherungsfonds der Städte und Gemeinden.

Der Fonds für die Haftpflichtversicherungslosen

Der Kommunale Schadensausgleich ist regional gegliedert. Ihm gehören Zusammenschlüsse an wie der KSA Schleswig-Holstein, der KSA westdeutscher Städte, der KSA der Länder Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen mit Sitz in Berlin, aber auch der Haftpflichtschadensausgleich der Großstädte (HADG) sowie der Versicherungsverband für Gemeinden und Gemeindeverbände (GVV).
Der KSA gewährt Deckungsschutz für Schäden im Rahmen der allgemeinen Haftpflicht, der Kraftfahrzeughaftpflicht sowie bei Unfällen. Nutzen können das Angebot die Kommunen und Städte selbst, aber auch Einrichtungen und Unternehmen, von der Wasserversorgung über Sparkassen und Bahnbetrieb bis zu Pflegeinrichtungen und Krankenhäusern, sofern eine mindestens 50 – Prozentige kommunale Beteiligung besteht.

Ziel der kommunalen Fondsbildung ist, die Kosten von Haftpflichtschäden auf breite Schultern zu verteilen. Diese Form der Absicherung ist für die Kommunen wirtschaftlicher, als den Haushalt für den Fall des Falles mit hohen Prämien für private Versicherungen zu belasten. Nur in Ausnahmefällen ist eine Fremdversicherung günstiger, zum Beispiel für risikoreiche Universitätskliniken. Die von Kritikern gelegentlich geäußerten Vermutungen, der KSA sei Pleite, stimmt nicht. Es ist von der Sache her unmöglich, denn die kommunalen Fonds gleichen die Kosten für Haftpflichtschäden sowie Verwaltungskosten
im Umlageverfahren aus. Das heißt, am Ende jeden Jahres werden die angefallenen Beträge von den Mitgliedern anteilig eingefordert beziehungsweise mit den Abschlagszahlungen verrechnet. Der jeweilige Anteil des einzelnen Mitglieds wird durch eine Risikobewertung bestimmt. Diese berücksichtigt bei den Krankenhäusern neben Patientenzahlen die Einstufung des Gesamtverbandes der deutschen Versicherungswirtschaft in vier Risikogruppen, von Allgemeinmedizin in Gruppe 1 bis Schönheitschirurgie und Geburtshilfe in Gruppe 4.

In den letzten Jahren hat der KSA mehr gezahlt.
Allein von 2004 zu 2005 ist die Summe um fast 30 Prozent gestiegen
.

Der KSA für die neuen Länder verzeichnet laut Geschäftsbericht 2005 rund 6.200 Mitglieder und 44.216 neue Schadensmeldungen. 2.858 neue Schadensfälle wurden im Heilmittelbereich gemeldet, fast alle betrafen Vorfälle in Krankenhäusern. Die Ausgleichszahlungen 2005 betrugen 11,3 Millionen Euro, das ist rund ein Drittel aller Zahlungen, die der KSA für Schäden zu leisten hatte. Die immer wieder vor allem von ostdeutschen Medien kolportierten Vorwürfe gegen den Verband kann Geschäftsführer Bernd Kathe nicht nachvollziehen. Der KSA reagiere nicht anders als andere Versicherer, sagt er.
Abgesehen davon liege die Erfolgsquote des KSA unter Berücksichtigung von Klagerücknahmen, gewonnenen und teilgewonnenen Prozessen bei rund 77 Prozent. Kathe widerspricht zudem der oft kritisierten langen Verfahrensdauer:
„Die Prozessverläufe sind ebenfalls nicht anders als bei anderen Haftpflichtversicherern, das zeigen die allgemeinen Kennzahlen zur Dauer der Schadensabwicklung von der Anmeldung bis zur Regulierung.“ Dass der Verband dennoch mit Negativschlagzeilen in den Medien auftaucht, erklärt der Geschäftsführer mit der hohen Zahl an Mitgliedern und verursachten Schäden. Darunter sind dann auch häufiger „tragische Fälle, bei denen man dann etwas zu konstruieren versucht“. „Die Vorwürfe gegen den KSA sind alt, obwohl meiner Ansicht nach durchaus vernünftig und sachgerecht reguliert wird“, sagt Rechtsanwalt Karl-Otto Bergmann, Medizinrechtsexperte und Honorarprofessor an der Medizinischen Fakultät der Universität Münster. In den letzten Jahren habe der KSA zunehmend mehr gezahlt. Allein von 2004 zu 2005 sei die Summe um fast 30 Prozent gestiegen. Dass es dennoch Probleme gebe, liege am „sensiblen Bereich“. Die Lage werde von Anwälten und Betroffenen oft sehr unterschiedlich bewertet und der Nachweis der Kausalität sei oft schwierig. Bergmann, zugleich Prozessvertreter des KSA in Berlin, erklärt, dass der Verband keinesfalls auf jeden Cent schaut, sondern stets bemüht ist, wirtschaftliche Lösungen zu finden. Und das könne auch bedeuten, durch zu prozessieren. „Leider“, so Bergmann, „gibt es keine validen Daten, die das alles belegen.“

Cornelia Kolbeck


Quelle: kma – Das Magazin für die Gesundheitswissenschaften, Ausgabe Oktober 2006
Internet: www.kma-online.de

Wir danken der WIKOM GmbH für die Freigabe - Internet: www.wikom.net

gez.:
Elmar Kordes
Arbeitskreis Medizingeschädigter e.V. - Bundesverband



Geoffrey ist tot!

Ärztepfusch hat Dein Leben zerstört
Wir haben gekämpft um Dich glücklich zu machen
Dein Lachen und Deine schönen großen braunen Augen
waren unser Lohn.

Geoffrey Bernard
28.06.1998* - 21.12.2006+

Du warst schnell wie der Blitz
und so schnell hast Du uns verlassen.
Ein Drama war Deine Geburt
Ein Drama ist auch Dein Tod.

In tiefer und unendlicher Trauer
um unseren besten Freund
Deine Eltern

Claire und Manfred

Die Trauerfeier findet am Donnerstag, den 28.12.2006, 14.00 Uhr in der
Aussegnungshalle in Seefelden statt. Die Urne wird zu einem späteren
Zeitpunkt beigesetzt.

++++++++++++++++++++++++++++++

Genau heute vor acht Jahren und sechs Monaten, am 28.06.1998 wurde
Geoffrey im Krankenhaus Überlingen geboren.

Er kam an einem Sonntag zur Welt. Er war ein Sonntagskind.
Man sagt, Sonntagskinder sind glückliche Kinder"

Aber Glück hast Du nicht gehabt
an diesem Sonntag"

Die Verantwortlichen bei Deiner Geburt haben so ziemlich alles falsch gemacht

Trotz schwacher Herztöne wurde in immer höher Dosis Wehenbeschleuniger anstatt Wehenhemmer verabreicht. Zwingend notwenige Blutgasanalysen zur Kontrolle der Sauerstoffversorgung wurden völlig vergessen und als alles zu spät war, versuchte man Dich zuerst mit einer kaputten Saugglocke zu holen. Später mussten wir noch erfahren, dass der Wehenschreiber über die letzten zwei Geburtsstunden defekt gewesen sein soll.

Um 12 Uhr und 3 Minuten kam Geoffrey schneeweiß, die Nabelschnur dreimal um den Hals gewickelt, tot zur Welt. Es folgte eine rudimentäre Reanimation und die viel zu späte Notfallverlegung nach Friedrichshafen.

Erst nach zwei Wochen konnte er zum ersten mal in seinem Leben schreien.

Zu diesem Zeitpunkt wurde uns immer noch Hoffnung gemacht, dass wir ein ganz gesundes Kind bekommen würden. Seine Mama hat in dieser Zeit angefangen Geoffrey vorzusingen.

1. LIED "La poule aux oeufs d'or"

Die Ärzte in Friedrichshafen haben uns künstlicher Mageneingang und Beruhigungsmittel empfohlen. "Dann haben Sie es etwas leichter mit ihm!" Und wir sollten ihn doch möglichst schnell weg geben bevor die Liebe kommt und ein neues Kind zeugen.

Danke für den guten Rat. Aber die Liebe zu Dir war schon da. Die war immer da.

Am 15. August 1998, fast sieben Wochen nach seiner Geburt, nahmen wir Geoffrey zum ersten mal nach Hause. Er musste damals mit einer Nasensonde ernährt werden.Geoffrey hat die erste Zeit als er zu Hause war nur geschrien, den Rücken durchgebogen und die Ärmchen nach oben gerissen. Die Augen waren so nach hinten verdreht, dass man fast nur das Weiße sah. Er hat maximal eine halbe Stunde am Stück geschlafen. Es war das Grausamste was wir je erlebt haben. Es hat uns fast das Herz zerrissen

In den Arztbriefen können wir lesen
:- Durchgangssyndrom
- Irritabilitässyndrom
- Hyperexzitabilitätssyndrom
- Neugeborenen-Krämpfe
- Essstörung
- Saugstörung
- Schluckstörung
- Schlafstörung
- Mikrocephalie
- Psychomotorische Retardierung
- Mehrfach schwer Behindert

Diese ganzen Diagnosen machten uns Angst. Furchtbare Angst. Wir begannen für und um Dich zu kämpfen. Kämpfe gegen die Prognosen, Kämpfe gegen denÄrztepfusch, Kämpfe gegen die Haftpflichtversicherung.

Wir erinnern uns, als wenn es gestern gewesen wäre, Weihnachten 1998 wurde dann die Magensonde für immer entfernt. Es war
bis zu Deinem Tod ein Kampf ums Essen. Und nur Deine Mama hat es mit viel Kraft und Geduld geschafft Dich täglich mit Breinahrung satt zu füttern.

Mit Gesang, Musik und viel Humor hat Geoffrey langsam vertrauen gefasst und den Weg zu unserer Welt gefunden.

2. LIED "In der Weihnachtsbäckerei"

Weder von Friedrichshafen noch vom damaligen Kinderarzt wurden wir über notwendige Krankengymnastik, Pflegestufe und Pflegedienst informiert. Alles mussten wir uns selbst erarbeiten. Erst kurz vor Weihnachten 1998 hatten wir das erste Mal professionelle Hilfe zu Hause.

Von einem der an der Geburt beteiligten Ärzte mussten wir, nachdem wir telefonisch um Hilfe gebeten hatten, anhören: "Wenn ihnen ein Kind ins Auto läuft und sie sind nicht schuldig, dann kümmern sie sich doch auch nicht darum!" Ironischer und hartherziger kann ein Arzt wohl nicht sein.

Die Mutter eines, ebenfalls durch einen Behandlungsfehler schwerst geschädigten Mädchens hat uns spontan besucht und uns von einem Professor in der Ukraine erzählt. "Wenn euch jemand helfen kann, dann nur Professor Kozijavkin."

Im Oktober 1999 sind wir dann zum ersten mal, mit über 120 kg Fluggepäck, zu der Rehaklinik von Professor Kozijavkin gereist. Bis zu dieser Reha ist Geoffrey bei jedem Geräusch zusammen gezuckt - 30, 40 mal am Tag. In einem Arztbrief konnten wir diese neue Diagnose lesen:
Allgemeine Myoklonie
Eine medikamenteöse Behandlung war bereits angedacht.

Nach dem dritten Behandlungstag bei Professor Kozijavkin waren diese Zuckungen verschwunden und kamen nie mehr wieder.
Seitdem war Geoffrey 14 mal in der Ukraine. Und jedes Mal kam eine kleine, auch für Außenstehende deutlich sichtbare, Verbesserung hinzu.

Dein Leben lang hast Du einen Therapiemarathon absolviert. Regelmäßig musstest Du jede Woche zweimal zur Krankengymnastik, einmal zur Ergotherapie, einmal zur Osteopathie, einmal zur Massage und einmal zum schwimmen gefahren werden. Täglich wurde zuhause über viele Stunden geturnt. Zweimal hatten wir die Möglichkeit eine Delphintherapie mit Dir zu besuchen.

Trotz aller Prognosen von sogenannten "Spezialisten" haben wir uns nie von unserem Ziel abbringen lassen, Dir, Geoffrey, ein möglichst schönes, glückliches und gesundes Leben zu ermöglichen. Wir haben immer fest daran geglaubt, dass Du eines Tages laufen und sprechen kannst. Nach unserem letzten Aufenthalt in der Ukraine sahen wir uns in unserem Ziel bestätigt.

3. LIED "Es tanzt ein Bibabuzemann"

Vor zwei Jahren durftest Du zum ersten mal nach Oberuhldingen in einen Kindergarten mit gesunden Kindern. Um Dich nicht zu überfordern waren diese Besuche auf einen Nachmittag pro Woche beschränkt. Das Ziel war unter anderem, dass Du dich langsam von Deiner Mama, die Dich Tag und Nacht betreut, lösen kannst.

Seit fast zwei Jahren bauten wir unser Haus behindertengerecht für Geoffrey um. Zuerst kam ein großer Therapieraum, dann endlich ein Aufzug und ein Therapiebad. Kurz bevor alles zu Weihnachten fertig wurde hat Geoffrey uns verlassen

.Wir wissen nicht genau was passiert ist, als wir ihn am Donnerstag morgen leblos in seinem Bett vorgefunden haben. Sicher ist aber, dass die Hirnschädigungen, die ihm bei seiner Geburt zugefügt wurden, sein Verhängnis waren.

Alles was man Geoffrey angetan hat - sein viel zu früher Tod das ist eine Schande für den Berufstand des Arztes.

Er wurde noch einmal reanimiert und nach Ravensburg geflogen. Anfangs hat man noch versucht uns zu beschwichtigen. Aber Eltern die so eine dramatische Geburt wie bei Geoffrey gesehen haben, denen kann man nichts mehr vor machen. Um 14 Uhr 32 Minuten durfte er dann in den Armen seiner Mama von uns gehen.

Sein Lachen und seine wunderschönen braunen Augen haben uns für alle Mühen entlohnt. Jeder der ihn kannte kann bestätigen daß er, was man bei Kindern sonst in dieser Art nicht findet, ein sehr spirituelles Wesen hatte. Diesem Charme konnte sich niemand entziehen und es wird allen immer in Erinnerung bleiben.

4. LIED "Jedes Kind braucht ein Engel"

Wir danken dem Roten Kreuz - Margit, Ulrike, Beate und Inge die in den letzten Jahren Geoffrey so liebevoll betreut haben.
Wir danken den Physio- und Egotherapeuten, Frau Albert, Frau Stein, Karin, Gabriele und all den anderen
Dem Osteophaten Claus Hasemann
Dem Masseur Ulrich
Der Frühförderstelle Markdorf - Hildegard
Marina für die erste Gymnastik im Wasser
Wir danken Dr. Wild in Stockach. Er hat uns als erster Kinderarzt positiv unterstützt.
Wir danken Frau Dr. Wörle. Sie war als Einzige bereit von sich aus einen Schritt weiter zu gehen und hat Geoffrey auch einmal zuhause besucht.
Wir danken Frau Dr. Andrea Bevot von der Kinderklinik/Neurologische Entwicklung in Tübingen. Sie hat Geoffrey schon in seinem ersten Lebensjahr kennen gelernt. Sie hat uns das Gefühl gegeben in ihr nicht nur eine gute Ärztin sondern auch eine liebe Freundin zu haben der man vertrauen kann.
Wir danken dem Kindergarten Regenbogen für die liebe Aufnahme Lieben Dank unserer Cousine Sigrid, an unseren Freund Billy. Sie haben uns von Anfang an bis heute immer unterstützt.
Unser allergrößter Dank gilt Professor Kozijavkin und seinem Team. Ohne sie wären wir nie soweit gekommen. Immer haben sie uns gesagt: "50 Prozent unserer Therapie ist Motivation. Wir wollen sie motivieren."

Danke an alle.

In über einem dutzend Fernsehbeiträge haben wir auf unser Problem, auf das Problem der Medizingeschädigten hingewiesen. Viele Zeitungen und Zeitschriften haben über uns berichtet

aber Hilfe haben wir trotzdem nicht erhalten.

Wir klagen an
das Krankenhaus Überlingen, die Gynäkologen und die Hebamme die für die Geburt von Geoffrey zuständig waren und so grob fahrlässig gehandelt haben. Oberbürgermeister und Verwaltungsdirektor nebst Stadtrat. Trotz unseres Offenen Briefes im Februar 2001 und unserem Schreiben "Zum 5. Geburtstag von Geoffrey - Es sind noch viele Fragen offen" bekamen wir von ihnen
keine Hilfe und ehrliche Auskunft. Bei einem persönlichen Gespräch hat der OB seiner eigenen Angst vor diesem Krankenhaus Ausdruck verliehen mit der Frage, wohin er denn seine schwangere Tochter zu Entbindung schicken soll.

Wir klagen an
Einen Kinderarzt der, trotz dass er mehr wusste, feige seinen Mund gehalten hat. Uns im Gegenteil boykottiert hat wo es nur ging. Trotz Kostenzusage der Krankenkasse und der Kassenärztlichen Verrechnungsstelle hat er sich auf sein Budget berufen und Hausbesuche verweigert. Begründung: "Wer in die Ukraine fliegen kann, der kann auch zwei Kilometer zur Ergotherapie fahren."

Wir klagen an
Einen Pflegedienst der sich selbst schriftlich des Abrechnungsbetrugs beschuldigt hat. Der uns hat sitzen lassen und uns Unterstützung in der Nacht und an Wochenenden verweigert hat. Später wurde uns frech erklärt, wir hätten ja nie einen schriftlichen Antrag gestellt.

Wir klagen an
Eine Justiz die keine Gerechtigkeit will

Wir klagen an
Ärzte die das Verbrechen an unserem Kind mit Kollegenschutzgutachten gedeckt haben

Wir klagen an
Eine Politik der Behinderte und Kranke völlig egal sindIn unseren vielen tausend Schreiben, zum Beispiel Weihnachten 2001
"Deutschland ein Wintermärchen oder Stille Nacht heilige Nacht, beiÄrztepfusch niemand wacht" haben wir auf die Missstände und auf unsere verzweifelte Lage hingewiesen. Hilfe haben wir nie erhalten. Betroffen fühlen sich alle. Helfen will keiner. "...Sie haben das wohl auch nicht erwartet." so Ulrich Müller, CDU, Mitglied des Landtags von Baden-Württemberg im März 2001 in einem persönlichen Schreiben an uns.
Der damalige Ministerpräsident von Baden-Württemberg, Erwin Teufel, ließ uns über sein Sozialministerium ausrichten, dass das Sozialministerium als für die Krankenhausplanung zuständige Behörde erhebliche Anstrengungen unternimmt, um der Bevölkerung leistungsfähige geburtshilfliche Abteilungen und Krankenhäuser zur Verfügung zu stellen. In der Vergangenheit haben wir daher für die Versorgung sogenannter Risikogeburten Perinatalzentren und perinatologische Schwerpunkte an ausgewählten Kliniken eingerichtet und kleine und weniger leistungsfähige Geburtshilfen aus dem Krankenhausplan herausgenommen.
Wenn dem so ist, warum hat man uns dann ins offene Messer laufen lassen?
Warum wurden wir nicht darüber informiert, dass das KrankenhausÜberlingen keine ausreichende Versorgung bei Risikogeburten bietet?Warum wird nicht einmal eine rechtzeitige Überweisung in eine Fachklinik angeordnet?Doch nur wegen dem Geld.
Patient gleich Kundschaft – Kundschaft weg gleich Geld weg.Um so tiefer wir in den letzten Jahren gegraben haben um so tiefer wurde der Sumpf den wir gefunden haben.

Wir klagen an
Eine Gesundheitspolitik bei der es nur ums Geld geht. Das höchste Gut des Menschen Gesundheit und sein Leben aber überhaupt nicht interessiert.Geoffrey war und ist unser bester Freund den wir je hatten.Wir sind mit Geoffrey durch die schlimmsten Höllenqualen gegangen die sich ein Mensch überhaupt vorstellen kann aber wir haben auch ein Glück gespürt das mit Worten nicht zu fassen ist.

Geoffrey, wir sind Dir sehr, sehr dankbar, dass wir Dich kennen lernen und diese, viel zu kurze Zeit mit Dir verbringen durften.
Unser einziger Trost ist es,
Dass Dir jetzt niemand mehr weh tun kann.

...aber zu was für einen Preis?

5. LIED "Canon israeélien"



Der kleine Geoffrey hat seinen Kampf verloren

VON ROLAND BURGER
Geoffrey Bernard ist tot. Der kleine Junge, der nach ärztlichen Versäumnissen bei seiner Geburt schwer behindert zur Welt kam, starb
drei Tage vor Heiligabend im Alter von achteinhalb Jahren in seinem Elternhaus in Seefelden bei Uhldingen-Mühlhofen (Bodenseekreis). Seine Eltern, Claire Bernard und Manfred Maier, fanden ihn tot in seinem Bett."Wir wissen nicht, woran er gestorben ist. Womöglich ist er nach einem epileptischen Anfall in seinem Kissen erstickt", berichtet Manfred Maier, der hörbar um Fassung ringt. Für Geoffreys Vater steht dennoch schon heute fest: Die Arbeit im "Arbeitskreis Medizingeschädigter Bundesverband e.V." wird für ihn weiter gehen. In diesem Arbeitskreis und in seinem "Privaten Netzwerk Medizingeschädigter" ist Maier aktiv, seit sein Sohn am 28.Juni 1998 das Licht der Welt erblickte.

Obwohl Geoffrey an einem Sonntag zur Welt kommt, scheint für ihn in seinem Leben nur selten die Sonne wie für andere Kinder. Sein Herz hört bei der Geburt auf zu schlagen, nachdem der Wehenschreiber wegen eines Defekts nicht einsetzbar ist und beim Einsatz der Saugglocke diese kaputt geht. Die Nabelschnur hat sich um Geoffreys Hals gewickelt und ihn stranguliert. Geoffrey wird wiederbelebt, doch durch den Mangel an Sauerstoff ist der Junge schwerstbehindert.

Seine Eltern unternehmen in den folgenden Jahren alles, um mit Geoffrey zu leben und ihm ein Leben überhaupt zu ermöglichen. Rund um die Uhr sind sie für ihr Kind da, doch die Umstände, die zur Behinderung seines Sohnes führen, lassen Manfred Maier bis heute nicht ruhen. Als Reaktion auf die Behandlungsfehler im Überlinger Krankenhaus geht er bundesweit an die Öffentlichkeit, ruft mit anderen Leidtragenden das "Private Netzwerk Medizingeschädigter" ins Leben. Darin bieten sie Hilfesuchenden kostenlose Informationen an. Das Netzwerk soll auch ein Diskussionsforum für alle Betroffenen sein und ihnen helfen, aus der Isolation herauszufinden. Im "Arbeitskreis Medizingeschädigter Bundesverband" ist Manfred Maier zweiter Vorsitzender - und will es bleiben. Denn über die vergangenen Jahre wurde klar, das Geoffrey und seine Eltern keine Einzelfälle sind: Überall in Deutschland kämpfen Eltern und Angehörige Medizingeschädigter mit ihrer eigenen Situation, mit dem Verhalten von Behörden und Gerichten und mit der Belastung, einen geliebten Menschen in ständiger Fürsorge zu betreuen. Beweis dafür sind nicht zuletzt die Einträge von Besuchern auf Manfred Maiers Homepage nach Geoffreys Tod:
"Ich bin auch Mutter einer - durch Ärztepfusch - von Geburt an querschnittsgelähmten Tochter, 15 Jahre. Ich weine mit Euch - obwohl ich vom vielen Weinen in all den Jahren fast keine Tränen mehr habe." Roland Burger Informationen im Netz: www.geoffrey-mike.de www.akmg.de

Quelle: www suedkurier.de - vom 28. 12. 2006





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